„Heute bleibst Du draußen“, sagte ich meinem Raleigh und ließ es am Montageständer hängen. Bis morgen . . .
Den ganzen Tag Sonne, der Wind stand auf schön und keine Wolke war zu erwarten – und da dachte ich mir folgendes: nachts kühlt es ab, dann wird es neblig und feucht. Die Feuchte zieht in den Sattel. Und der Sattel muß noch arbeiten.
Dann, wenn die Sonne rauskommt, setzt Du Dich drauf und wiederholst die Westerwaldrunde. Das wird ihn geschmeidig machen, den Brooks. …
Die letzten Nebelreste schwinden, als ich den Hexenberg passierte. Oder ist es Rauch?
Hinten den 28-Traktorreifen und das 28er Ritzel – wird schon reichen. Vielleicht laufe ich dem Anstieg nach Winnen besser nicht über den Weg, dachte ich , als ich noch hinter diesem Landwirt bummelte,- (der wohl seine Kühe vor mir einzäunen wollte – . ).?!
Beim Blick nach unten sah ich, daß zwischen meinen Beinen etwas fehlte: die Wasserflasche.
Beim Blick nach oben sah ich, daß die andere Straße nach Winnen wegen Tiefbauarbeiten gesperrt war …………….. ich begann mit Tiefenatmung und flehte meinen Namenspatron um Beistand an.
Und er trug mich über die Kuppe und ließ mich eine Quelle erblicken zu meiner Labung, denn mich dürstete und ich war scheißfroh, es hinter mir zu haben.
Und siehe: die Flaschen waren alle voll. Ein kleiner Tisch war auch aufgebaut. Mit geschätztem Puls 188 griff ich zu und leerte eine beinahe ganz. Die Läufer des Westerwaldsteigrennens würden offenbar später vorbeikommen. Sie hätten mich verstanden.
Dann trug es mich auf die Strecke und es wunderte mich, wieviel kürzer sie wirkte, jetzt, da ich sie zum 2ten befuhr.
In Ailertchen wartete die Maschine auf ihre Gäste, die sich gleich in die riesige blaue Lichtkuppel über uns begeben würden.
Vor Alpenrod lagen einige Blätter mehr auf der Straße als letzten Sonntag. Leise hörte ich es in den Wäldern rieseln. in Hachenburg ließ ich die kulturellen Attraktionen links liegen und besuchte eine Tankstelle des Bell Imperiums:
Der Westerwälder ist bei der Autopflege vorn dabei, besonders, was dunkle Lacke angeht.
Die Tankstelle hat für Traktoristen eine ungewöhnlich gute Bibliothek –
Und ich habe endlich meinen Wasservorrat gefüllt: ab gehts, der Sonne entgegen.
Es geht über Wiesen und Felder, die Landstraße geradeaus immer weiter, weiter und weiter. Hier eine Steigung, dort eine Kurve. Schnell einen Cashew-Riegel und nachgespült. Km 30 bis 70: arbeiten, rollen, Wiegetritt, maximale Kraft Richtung Puderbach, ein Schlenker über Elgert, Flasche nachfüllen in Herschbach. Hartenfels kommt in Sicht:
Kühe sind heute keine da, aber nach dem Anstieg nach Steinen warten herrliche Äpfel:
Und er bewegt sich doch, der Herr Sattel. Jedenfalls meine ich, daß er eine Spur, nur eine kleine, kleine Vertiefung nachgegeben hat.
Noch 30km. jetzt der Teil für den Rouleur, der Abschnitt an dem ich, mit oder ohne Last Unterlenker fahre und das hat einen grund: Bis HH-B sind es keine 10 Tage mehr. Ich darf verraten, daß mich innere Dämonen und die Großzügigkeit des berliners Two-Beers in dieses Abenteuer getrieben haben. Einen Startplatz gestellt zu bekommen, das kann man nicht ablehnen. Dafür nehme ich eine Bahn und -Bus Odyssee auf mich, über die ich hier noch nichts verrate , außer, daß ich als ein anderer Mann wiederkehren werde……
Am Ende treffe ich noch auf Sancho Pansa und Don Q. , die den Windmühlen auf Mallorca entgegenfahren.
Es war eine goldene Runde – ich widme sie der Freiheit, die für Menschen meiner Generation so eine Selbstverständlichkeit ist, wie die offene Tankstelle am Feiertag.
Streckenplan: http://www.bikemap.net/de/route/2817664-hach-mit-raubach/