091214 Rückblick mit Eroica (1958), mono

1 Rückblick mit Eroica (1958, LPM 18576)

Zwei Tage über die kühlen Hügel und in die schützenden Nebel der Täler und die Stadt wirkt wieder unendlich weit entfernt. 1000?2000? 3000km?.. .

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unwirklich wirkt auch die Zahl der Menschen hinter den besten Fassaden der 50er, 60er (und manchmal sogar 80er), deren erster Blick zunächst auf viele Autos fällt.

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Wo kommen all die einsamen Leute her, die hier ihren Samstagmorgen beginnen? Die Frage stelle ich mir lieber nicht und mache mich auf die alten Pirschwege. Und ich sehe Beute. Eine unbekannte Eroica wartet auf mich.

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Ich nehme die Eroica, wie ich sie auf der Rückfahrt von der Pierre StMartin im Auto erstmals hörte: eingespielt von Fricsay mit den Berliner Philharmonikern 1958 – die Ausgabe in mono. Lebhaft, straff, dennoch mit Wärme.

1958 ist ein Übergangsjahr. Stereo steht vor der Tür. Amerikanische Häuser wie Mercury hatten die Technologie schon um 1955 erprobt und entsprechende Bandaufnahmen gefertigt. Die stereophone Pressung war jedoch das Problem un die damit verbundene Aufrüstung von Tonabnehmern, Verstärkern etc. mußte nachziehen, so daß noch meherere Jahre Klassik Platten in Stereo und Mono angeboten wurden; das war mehr als ein kleines update. 1958 beginnt die Deutsche Grammophon mit der stereophonen Pressung und Fricsay spielt dafür den Beethoven ein . . .(seit Juli 2014 übrigens alles auf CD, alles stereo, alles remastered).

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Eine halbe Stunde später dann kann ich dutzendfach wählen, wenn ich eine Einspielung des Don Giovanni, des Cosi oder der Zauberflöte wünsche. Auf dem Fehrbelliner Platz stehe ich vor hunderten sorgfältig aufgereihter Klassikplatten. Eine wirkliche Sammlung – kein zufällig ausgeräumter Plattenschrank mit der unvermeidlichen Beethoven-Weihnachts-Schlagermischung.

Der Mann, dem dies gehört hat, sammelte systematisch und deshalb sollen auch schon Japaner mehrere Kisten geordert haben. Er war einmal Chefarzt im Virchow

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Das ist seine Habilitation, irgendwann Anfang 1960 verfaßt. Sie ist hektographiert und von Hand gebunden, als Illustrationen sind Lichtpausen und Photoreproduktionen, mit Leim eingeklebt. Einige flogen lose herum. Es ging um Innereien, Urologie. Suum cuique . (ich schaudere -aber vielleicht retten seine Forschungen zum Prostatakarzinom eines Tages mein Leben?) Daneben die Schallplatten, nicht alle geöffnet,  ganz makellos. Der Bildungsbürger und Du.

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Dieser war Jahrgang 1927, also schon über die 80 hinaus, als Sie ihm seine Totenmaske abnahmen – 2009! Und Ali, den ich bei jedem Besuch in Berlin grüße,  und der immer neue Schätze hebt,  konnte mir erzählen.

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Eine solche Maske will dann keiner haben, wenn die Sache im Streit ausgeht – und wenn es nur die zwei Söhne des Herrn Prof.Dr. Nagel sind. Können Sie sich nicht über das Erbe einigen,  verdienen die Anwälte, die Gerichte und ganz zu allerletzt Ali, denn er holt fünf Jahre später  den Rest ab: dann nimmt auch niemand die Totenmaske des Vaters zu sich , das letzte Bild.

Wohnungsauflöser müssen schon einen dicken Pelz haben, aber meine Skrupel enden, wenn ich dafür eine Reihe wunderschöner Fricsay Platten vor dem Schredder bewahren kann. Das Rias Orchester soll „seins“ gewesen sein, die Philharmoniker ließen ihn, aber nicht unbedingt ganz so, wie er wollte. Diese Interna kann ich hier preisgeben, weil sie mir Wolf Zube zuspielte , der Sammler und Betreiber des besten, schönsten und unvergleichlichsten Klassik-Schallplatten Cafés Berlins.

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Ein für mich ebenso magischer Ort wir jener hier an der Kantstraße. Da vergesse ich das zweckbauliche drumherum der 60er, 70er und auch 80er.

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Aber nun schnell zurück & auch mal etwas schneller als Familien mögen .

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Schließlich muß ich  jetzt mit meiner Ältesten zwei Klarinettenkonzerte genießen und über meine nächste Fahrt durch die große Landschaft nachdenken, während ich Männer vor Neubauten vorbeihuschen sehe…..

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Und wer sich weiter in die mono/stereo thematik der Deutschen Grammophon vertiefen möchte, dem hilft diese Seite weiter.

http://fischer.hosting.paran.com/music/dgg-lps/dg-136001-50.htm

 

 

 

 

 

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2 Antworten zu 091214 Rückblick mit Eroica (1958), mono

  1. randonneurdidier schreibt:

    na, dann mach mal! Und demnächst weniger hudeln beim Schreiben!

  2. crispsanders schreibt:

    edit – mal korrekturgelesen und bonustracks eingefügt!

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