Heute schlug ich einen alten Bildband über die Cote d’Azur auf. Selbst die schwarzweißen Lichtdrucke, die ich so mag, konnten die gleißende Sonne nicht dämpfen. Palmen, Sand, durchgebackene Ziegel – unerträgliche Dürre.
Hier hingegen lief das klare, saubere Himmelswasser die Straße hinunter, blies der frische West Wolken in allen Schattierungen über den Horizont und ich schwöre, daß ich zwei kurze Sekunden lang einen Hauch von blau gesehen habe.
Aber das war erst, nachdem ich das CarltonRaleigh im Keller abtropfen ließ. Wer den ganzen Tag auf der Heizung sitzt (oder zu dicht dran) wird sehr dösig und ich bin sicher, daß Eddy, Freddy,Claudy und wie sie alle hießen, ihre Kilometer über die verregneten flämischen Feldwege nicht nur als Berufszwang abspulten. – da bin ich mal (für Sekundenbruchteil) auf Augenhöhe: es ist besser fürs Immunsystem, besser für die Nerven, besser für die Psyche. Wahrscheinlich in der Summe auch besser, wenn man Anfang April die Doyenne gewinnen wollte, aber ich will sie ja nur nachfahren, als frommer Pilger.
Das am Horizont ist der Stahlhofener Anstieg: meine kleine Redoute, ich fahre Sie nur 2x jährlich.
Die Windmaschinen haben zu tun zur Zeit und auf den erstenKilometern kam ich über das kleine Blatt nicht hinaus. Eine Melodie von Jacques Brel, der mal ein ganz Großer und ganz Angesagter war, als es noch nicht singer-songwriter hieß, ließ mich weiterfahren in meiner flämisch-englischen Elegie.
dann der Schutz der Wälder, der Täler. Die Ruhe und die Farben ,die entfernt an Strickmuster irischer oder schottischer Pullover erinnern. Wenn ich genau hinsehe, ist es ganz lebendig hier draußen. Aber ich muß weiter, Essen besorgen, nach Weihnachtsgeschenken sehen, Kinder beglücken.
Nur die Schranken der Zivilisation, die hier noch per Hand betätigt werden(ich habe es gesehen!), können mich aufhalten.