Rot Weiß 7fach

Wie jedermann weiß, gibt es am Hinterbau eines Fahrradrahmens nur wenige Entwicklungssprünge: Seit 1936 120mm, Seit 1976 126mm, und ab 1986 130mm. Möge man mich um ein zwei jahre berichtigen, aber es wird schon sichtbar, daß Äonen von 2×4 bis zu 2×8 Gängen vergingen und dann die Schritte immer kürzer werden.

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Potentiell sinds heute, 2×12- doch in meinen Augen ist das eher Futur 2. Futur 2 hätten die Entwickler von Shimano auch bei ihren Schalthebeln 1986 einbauen können, im Sinne von „es wird bald 8 Gänge am Hinterrad geben“.   So jedoch verrieten mir die 6 Rastungen der Dura Ace SIS Hebel,

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daß das vorhandene Hinterrad eigentlich nicht für sie gedacht war . . . .  und dessen kleines Ritzel  verdammt knapp an den Streben langlief.

Es lief also nicht alles so gerastert, wie es sollte und schnell begannen die Überlegungen: Schalthebel für 8fach besorgen. Ebay sagt heute abend: 50 Euro. Dafür bekomme ich einen Satz Rennreifen frei Haus. Also den anderen Weg: ich vermache den schönen Dura Ace 8 fach LRS einem  Rad, das auch dafür gedacht war.

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Und nehme stattdessen hier den 7fachen, den mir ein ehrlicher Schwabe in sauberem Zustand mit Bergkranz geliefert hatte: 13-28 in 7f, das könnte für lange Zeit reichen.

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Flutsch war er drin, die Bremse ein klein bisschen enger gestellt und reifen auf 7 bar – in Limburg wartet ein repariertes Auto auf die Abholung per Rad.

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Ich sehe unterwegs viel rotweiß.

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und zwei gekoppelte Güterloks dazwischen. Eine der kleinen Freuden  des Landlebens ist, daß Züge noch wirkliche Ereignisse darstellen: die blinkende Schranke, der hupende Zug, die aufdrehenden Turbodiesel und schließlich: das Zittern des Bodens.

Vorbei –  –   und Ruhe kehrt wieder in Dreikirchen ein!

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Ich genieße zwei Dinge in vollen Zügen: eine sich auflösende Erkältung und das „neue“ Strobl. Es fährt sehr leicht,  locker und präzise, läuft wunderbar geradeaus, ich kann jede menge Bilder „look mum no hands“ machen und die Dura Ace schaltet auf Friktion herrlich weich.

Wandernde Kröten, ihr braucht nichts zu fürchten, mit diesem rad geht Slalom auch freihändig…

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Vielleicht liegt es auch nur am kommenden Frühling, vielleicht an der Sonne, die sogar gegen fünf Uhr noch wärmt, vielleicht weiß jeder, der heute mit einem Rad unterwegs war, was ich meine, wenn ich mit 7 rot und weiß glücklich bin.

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10 Antworten zu Rot Weiß 7fach

  1. Twobeers schreibt:

    Futur 2 wäre: „es wird bald 8 Gänge am Hinterrad gegeben haben“. Und das war ja auch so. Das Lenkerband muss mal wieder gestrafft werden. Viel Spaß mit dem Rad!

  2. crispsanders schreibt:

    Futur 2 heißt also heute: ich werde heute Mittag den Spaß (mit dem Rad) wieder gehabt haben – Danke

  3. mark793 schreibt:

    Futur irrealis 2: Ich würde heute den ersten Frühlingstag nach Abgabe meines Jahrbuchkapitels auf dem Sattel genossen haben, wäre da nicht wieder die bedenklich stimmende Fieberkurve von Töchterlein. ;-(

    Wollte schon fragen, wie sich denn die 7fach-Kassette mit Sechsfach-Hebeln schalten lässt, aber Du hattest es ja geschrieben, dass Du im Friktionsmodus schaltest. Am Koga stehen mir hinten ja 10 Ritzel zur Auswahl, und trotzdem habe ich bei den anderen Rädern mit 7- und 8-fach-Kassetten eigentlich nie das Gefühl, zu wenig Gänge oder zu hohe Sprünge zwischen den Gängen zu haben. Ich bin die meiste Zeit meines Lebens mit einer relativ breit gestuften 6fach-Kassette gefahren (Uniglide 12-28), und der einzige Fehler daran war eigentlich, dass ich mir das 12er-Ritzel aufschwatzen ließ, das hätte es nicht wirklich gebraucht. Das sind aber Dinge, die man nicht aus Büchern, Special-Interest-Magazinen oder einschlägigen Foren lernt. Die muss man tatsächlich im Wortsinne „erfahren“.

  4. crispinus schreibt:

    ich bedaure eigentlich, nicht die frühen jahrgänge der „tour “ zu besitzen, allein, weil ich vermute, daß dort, aufgrund der geringeeren Freizeitdichte ,des geringeren materialangebots mehr über die fahrpraxis als solcher geschrieben wurde. Übersetzungstabellen gibt es von jeher und nicht umsonst wurden Tainingspläne oft nach „Metern“ oder „Zoll“ geschrieben – Bordcomputer gab es schließlich nicht.
    Wem da beispielsweise ein 53×12 angedreht wurde ,der mußte das meiste ignorieren, was die Trainingslehre hergab. Übermenschen Wie Eddy, Bernard und der Sprinter Freddy (Maertens) waren die seltenen, die für bestimmte Zwecke die Vorzüge einer solchen Übersetzung nutzen konnten. Alles andere ist schlichte Angeberei, wie so oft auf dem Schulhof.
    Ich schreie nicht schon wieder nach „gestern“ ich rufe eher nach soliden Erfahrungsschätzen der Trainingslehre. Ein solches Buch aus der DDR fehlt mir übrigens noch – die waren in der Divulgierung sportwissenschaftlich sehr gut und das mit dem Testosteron etc etc. lassen wir einfach beiseite.

    • mark793 schreibt:

      Ich weiß nicht, ob aus den Heften von damals heute noch viel Honig zu saugen wäre. Ich hatte die „tour“ vor 20 Jahren eine Weile im Freiabo, da dominierte schon sehr das pseudoobjektive Testgedöns. Und wenn ich mir angucke, welche Schlüsse die Leute aus der Lektüre gezogen haben (etwa bei der Auswahl von Kassetten/Übersetzungen), dann ging es oft genug wohl mehr um die Schulhofwirkung als um die optimale Abstimmung auf das eigene Tretvermögen. Ich sage nur: Maiskolbenkassetten. Das Argument, mit dem das 12er-Ritzel verkauft wurde (und wird), ist ja nicht, „das musst Du treten können im Sprint“, sondern „damit kannste auch auf der Abfahrt noch besser Gas geben als mit 13er oder 14er“.

  5. crispinus schreibt:

    Danke, daß mir diese kleine Illusion genommen wird. Vor 20 Jahren, hmm, da war auch der Höhepunkt der HiFi-Ära überschritten, die ersten CD Brenner im Dauereinsatz…… (nur eine zufällige Gemeinsamkeit). –
    WIll nur sagen: auch auf anderen Gebieten versuchte man aus infinitesimalen Unterschieden große Klassendifferenzen herzustellen.
    Ich fürchte, wirklich interessanten, also aufklärenden Journalismus erleben wir nur zu Pionierzeiten.

    Demnach ein desiderat: das DDR Lehrbuch zum Radsport, denn die westdeutschen habe ich großenteils. Am liebsten staubtrocken, drei vier Handzeichnungen, Tabellen und ein schwammiges SW Bild von Täve Schur . .

    • mark793 schreibt:

      Da könnte (wenn überhaupt jemand aus Radblogger-Dunstkreisen) am ehesten Carodame weiterhelfen.

      Ich wollte übrigens nicht sagen, dass in der „tour“ damals nichts über Trainingspläne etc. drinstand, ich habe das aber unter anderem deshalb nicht intensiver verfolgt, weil ich recht schnell den Eindruck hatte, das richte sich hauptsächlich an Fortgeschrittene. Und meine Devise war schon damals, „ich trainiere nicht, ich fahre nur rum“. 😉

  6. Twobeers schreibt:

    Kurt Stöpel schrieb das „Lehrbuch für den Straßenrennfahrer“. Und da er bis heute der erfolgreichste Deutsche bei Tour de France und Giro in einem Jahr ist, kann nicht alles falsch sein.

  7. crispsanders schreibt:

    Stöpel sicher eine gute Antiquariatsnummer und sicher vieles richtig – keine Frage und dank für den hinweis, mal sehen, ob es mich billiger kommt, als gerasterte 7f dura ace schalthebel . . .

    bei carodame schau ich via +bube rein.

    So, jetzt muß ich erstmal der Sonne entgegen.

  8. Twobeers schreibt:

    Viel Spaß, ich merke noch meine Beine von der gestrigen Turmetappe!

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