Where are we now?

Januar 2016

c bussard

Der Wind treibt Wolken an mir vorbei, die langsam nach Schnee riechen. Ich sauge den Sauerstoff tief ein und jage den Bussard, der mit einer Maus gerechnet hat.  Berlin ist weit……

Es sind tausende. Die Bilder Berlins liegen in meinem Keller und warten auf einen Grund, angesehen, sortiert oder neu vergrößert zu werden. Ab 1990 begann die Stadt  ihre dritte Häutung, diese habe ich gesehen, die vorigen nicht.

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Die erste findet nach 1945 statt – den Krieg ersetzen und/oder ihn wiederherstellen? Die

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zweite Häutung beginnt an ausgewählten Orten gegen 1970. Im Osten der neue Alexanderplatz, im Westen die „gemordete“ Stadt (Siedler), der Beginn von Stadtautobahn, Verkehrstrassen, MV und Gropiusstadt. Zwischen Halbruinen und Abschreibungskomplexen ist das Leben lächerlich günstig. Keine hatte mehr an Berlin geglaubt und so blieb genug Arbeit liegen für die Zeit „nach der Mauer“, die eigentlich so richtig erst 1996 begann, denn erstmal platzte die Goldgräberblase von 1989. Vielen ging die Luft aus, während ich noch vor dem Reichstag kickte. c berpho2

Wenn dann das Stadtschloß fertig ist  ( Gewerbeimmobilie), wird die dritte Häutung beendet sein – unter dem Zeichen der Restauration.

Die Bilder in meinem Keller zeigen von all dem etwas,  und wenn ein Major Ex-Berliner stirbt, ist das  eine Zäsur: auch eine persönliche. Ich rufe die  Zeitzeugen an und spreche über die öffentliche Figur Bowie/ Berlin und wir merken alle , das wir gerade auf die Seite der alten Säcke gewechselt sind, den Leuten, die immer häufiger im „weißt Du noch“- modus kommunizieren.

Philip Boa war das video von Blackstar „einfach zu hart“, gerade post mortem. Marshal Mathers (eminem)  postet: „that song scares the shit out of me“.  Meine Tochter (13) war verstört, um nicht zu sagen entsetzt. In ihrer Whatsapp-Gruppe war der tote Sänger kein Thema und mein Sohn (9), der täglich in Computerspielchen Gegner beseitigt, bekam einen Alptraum.  – Ich habe geträumt Du bist der tote Astronaut.

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Der tote Astronaut, der tote Major Tom, die tote Zukunft: genau. Das space age als modische Episode. Zufall, daß auch der Erfinder der Kostüme des space age, André Courrèges, ebenfalls vor einigen Tagen starb. Eine weiße und silberne Welt neuer Möglichkeitenc courrèges Möglichkeiten, die er ( Bowie )  auslotete, verkörperte und  hinter sich ließ.  Einer aus der Mannschaft ist noch übrig…..

c apollo

Where are we now?

Am Potsdamer Platz sah ich hauchdünnen Granitplatten auf de Rohbauten . Wir bauen wieder mit Blendmauerwerk, zur eigenen Vergewisserung. Ich trete jetzt härter in die Pedale, auch  zur eigenen Vergewisserung: um noch lange nach vorne zu sehen.  b reintreten

 

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5 Antworten zu Where are we now?

  1. randonneurdidier schreibt:

    Hallo Christoph, Ja, det is Berlin! Eine wilde Mischung von Geschichte, Geschichten, Altem, Neuen, Unfertigem, Beklopptem, Nicht-Verstehbaren… Aber immer interessant! Ich glaube, die dritte Häutung ist noch in vollem Gange – sie endet nicht mit der Fertigstellung des Humboldtforums. Oder beginnt die vierte Häutung gerade: Mit der Integration von derzeit über 50000 Flüchtlingen. Und hier noch eine kleine Buchempfehlung: Yigit Muk – „Muks Mäuschen Schlau“ Die Geschichte eines türkisch-stämmigen „Hauptschulprolls“, der das beste Abi Berlins mit 1+ hinlegte…

  2. crispsanders schreibt:

    Danke für die Empfehlung!
    Peter Winnens „Beine“ vollende ich gerade . . .

  3. mark793 schreibt:

    Ehrlich gesagt wäre ich nicht im Traum auf die Idee gekommen, meiner Tochter das „Blackstar“-Video vorzuführen, das finde selbst ich nicht ganz ohne. Hatte es mir auch bis jetzt aufgespart, den Clip zu gucken und den Song zu hören, instinktiv hatte ich es geahnt, dass Bowie seine letzte Platte nicht lange überleben würde. Vom Titel her konnte man als halbwegs für die dunkle Seite sensibilisierter Mensch ja schon erwarten, dass es düster und okkultismusgeladen werden würde. Und die Tonspur, puh. Die ist inh meinen Ohren mehr creepy als sämtliches Black-Metal-Geröchel aus Skandinavien.

  4. crispsanders schreibt:

    Du sprichst Eminem (s.o.) aus der Seele. Ich werde es mir eine Woche lang jeden Tag ansehen, dieses Video, weil es einfach ein großes Werk ist und eine irre Energie verströmt. Ich bin ja eher der Klassik Hörer mit den Jazz Scheuklappen. Hier ziehe ich den Hut und werfe Rosen.

    • mark793 schreibt:

      Zu recht – an der Größe des Werks gibt es auch von meiner Seite keinerlei Zweifel. Und doch, diese „irre Energie“ ist etwas, womit ich mein Kind von 11 Jahren jetzt nicht unbedingt konfrontieren würde. Ich stehe auf David-Lynch-Filme und gehöre auch nicht zu den christlich-fundamentalistischen Paranoikern, die überall Teufelswerk wittern, wo mit okkulter Symbolik gespielt wird. Ich bin da durch Bands wie Dimmu Borgir oder Cradle of Filth wirklich abgehärtet. Oder nehmen wir „Message from the Black Star“ von Laibach, eine explizite Satanistenhymne par excellence, von deren Energie ich mir gerne was abzapfte. Aber Blackstar, da möchte ich fast eine Packungsbeilage zu Risiken und Nebenwirkungen dazupacken. ;-))

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