ist es ein letzter Tag volle Versprechungen? An diesem Sonntag erholt sich Deutschland von der ersten Herbstregenwelle des Jahres. Das Tief über Schottland macht einen Tag Pause macht und gönnt allen unterhalb der Linie Luxemburg – Bonn- Göttingen die vorhergesagte Sonne. Danke, lieber Satellit.
Die Rosenstöcke nutzen die Lichtennergie, um sich in letzten Blüten vom Sommer zu verabschieden. Ihrem Beispiel folgen, ein Tag auf dem Rad ist die Blüte des Sports ; heute nun südwärts, Wolkenlinie unter kreuzen und dann den Taunus (an einer neuen Stelle) überwinden.
Die Sommer-Gazelle trägt mich durch ein leergefegtes Aartal, das sonst von Motorradgruppen überrollt wird . Eine neue Fahrbahndecke ist der Grund für die ungewohnte, eben sonntägliche Stille zwischen Diez/Lahn und Taunusstein, was uns ungetrübt das Rauschen des Bachs vernehmen läßt. Der Wind ist einziger Feind hier, trägt Wolken in rascher Folge nach Nordost hinweg , läßt dann Sonne durchbrechen , begegnet mir heimtückisch frontal an der ein- oder anderen Kurve. Wind, ich kenne Dich, aber hältst mich nicht auf.
Bad Schwalbach greift vor – mit Blüten des nächsten Jahres: auf den brachüberwachsenen Gleisen der Aartalbahn wird eine Landesgartenschau in Aussicht gestellt. 250m weiter, gleich nach dem alten Betriebswerk, nennt mir ein 2RadGenosse den Weg: rechts ab, hinauf und dann Richtung Wiesbaden folgen. Die lange harmonische Ouvertüre ist beendet, es geht in den Anstieg . Hettenhein.
Senkt sich der Taunus an seiner Nordseite (meine!) hügelig vielgestaltig zu Lahn oder Weil, gleicht die Faltung nach Süden einer riesigen,gleichmäßigen Halde, die ungefähr in ihrer Mitte von der Autobahn 3 (und dem Seelbach) eingekerbt wird und dann lateral zur Mainebene abfällt. Diese Falte kulminiert in Ost mit dem großen Feldberg (ca. 800m) und auf der Westseite der Autobahn in der „Platte“ (500m) und der „Hohen Wurzel“ (600m).
Dieser kleine Punkt dort am Horizont ist ein Telekommunikationsturm. Er markiert die Hohe Wurzel. An guten Tagen kann ich ihn, 50km Luftlinie entfernt, von meinen kleinen Runden aus sehen, jetzt , kurz nach Hettenhein aber sind es nur noch wenige Kilometer. Dahinter : Wiesbaden, mikroklimatisch eingebettet zwischen Rheingau und dem Hunsrück, doppelt geschützt vor Wind und Wolken, von der Halde mit Wein versorgt und von den Amerikanern mit dem Privileg der Landeshauptstadt. Frankfurt und fortfolgende Siedlungen dagegen sind für die Arbeiter und ihre Hüter geschaffen .
Meine Arbeit besteht darin, auf diesen Kamm zu gelangen und den Turm zu erreichen.
Am Sockel streift das Auge noch das Taunus Wunderland, dessen Wunder in meinen Augen sein Fortbestand ist. Pflichtschuldig leisten sich Familien den Eintritt in das, was sich Freizeitpark nennt. Andere Parkanlagen mögen der Erholung gewidmet sein, dem Lustwandeln, dem Picknick oder dem trauten Zwiegespräch mit dem Smartphone – diese hier verspricht (gegen Bezahlung) Freizeit. Habe ich so verstanden.
Der Anstieg zur hohen Wurzel endet mit einer doch recht strammen Geraden. Man unterschätzt immer wieder die Neigung solcher Linien, die das Ziel so nah erscheinen lassen.
Nach der Paßhöhe führt ein Forstweg gleich links den risikofreudigen Wanderfahrer hinauf zum , nunja, Gipfelkreuz. Den Schildern „Feuerwehrzufahrt Telekom“ folgend geht es durch ansehnlichen Tann: letzte Höhenmeter – bald ruhen wir auch.
Das überragende Mahnmal guter Dienstleistungen im Megahertzbereich erweist sich in der Untersicht als recht profan erhaltenes Stück Zweckarchitektur, an seinem Fuße beherbergen backsteinerne Flachbauten summende Generatoren. So entsteht Funk, Fernsehen., – LTE !?. Heute , 11. September (sic!) ist Tag des offenen Denkmals (sicsic!), aber leider öffnet niemand die Pforte zu diesem Denkmal, einer Säule der elektronischen Himmelskuppel .
Die Gazelle hat sich gut geschlagen, zur Belustigung geht es wirklich steil und gewunden hinab – ich kam von der richtigen Seite. Auf dunklen Tann folgen bald Obstgärten und Wärme. Endlich dann die Gründerzeit : Wiesbaden ist ein Museum .
Platanenalleen, Giebel, Gediegenheit. Dem Mann aus dem Hinterland verschlägt es dieSprache. Man weiß einfach nicht, an welchem Café halten, welche Eisdiele wählen. Schönheit und Überfluß.
Am Schloßplatz stehen die Autos in Reihe. 60er 70er 80er und das beste von Gestern. ich werde mich umsehen nach einem geeigneten fahrzeug für den Präsidenten: Macron!