Langsam wird es ungemütlich. Der Winter will sich einrichten . Die Übergänge sind immer unangenehm: Regenfronten, Temperaturstürze, Wind knapp über dem Gefrierpunkt. Da brauchen Räder viel Pflege.
Noch kühler wird es auf dem Land. Dafür kann man der Gischt des vorbeirauschenden Verkehrs und den verstreuten Glasscherben aus dem Weg fahren. Ein gutes Licht zu haben hilft , die Dämmerung kann den ganzen Tag dauern und manche haben es sehr eilig. Radfahrer, Du mußt Dich einrichten, ein Wechsel auf Winterreifen reicht nicht.
Aber dann geht es.
Aus dem Nachbarland Nordrhein-Westfalen weht auch ein kalter Wind herüber. Das Sozialticket wird abgeschafft. Damit konnte der Bürger ohne Automobil den strukturell defizitären Nahverkehr nutzen. Vor allem im Winter eine gute Sache. Die ehemalige rotgrüne Regierung hat sich zwar nach eigenen Maßstäben nicht mit Ruhm bedeckt (alle Kohlekraftwerke werden laufen, bis jemand anders sie abschaltet), aber die konservativliberale Zukunft des Ländchens ist für die möglicherweise armen Mitbürger (nicht alle verzichten freiwillig auf Automobile) nicht rosiger geworden. Denen ist auch die Luftbelastung gleich. Sie wollen nur nicht frieren. Die Busse und Bahnen ziehen weiter und jemand ruft vom Balkon:
Sollen sie doch Fahrrad fahren! Sollen sie doch das Licht einschalten!
Mannheimer Maßnahme gegen soziale Kälte:
Heute eröffnet der Wirtschaftsbürgermeister den Märchenwald auf dem Paradeplatz.
Die Anreise ist für den interessierten Beobachter allerdings mit Auto oder ÖPNV schwierig, bricht der Verkehr doch in den letzten Wochen in der Innenstadt regelmäßig komplett zusammen. Auch Busse und Bahnen ziehen dann nicht weiter.
Geht problemlos eigentlich nur mit dem – Fahrrad. Wer sich dafür entscheidet sollte vor allem gut imprägniert sein. Auch gegen dunkle Gedanken, wenn man über das aus Vietnam importierte Pflaster der neugestalteten Einkaufsmeile rollt.
Das Sozialticket gibt es hier allerdings weiterhin.
Ein vietnamesisch grundierter Hoffnungsschimmer aus Mannheim! Die Spreizungen und Renkungen der öffentlichkeitsträger in Sachen Verkehr sind ein Paradeplatz der Paradoxien. Man höre sich die Stau- meldungs – litaneien aller Lokalsender des Landes gegen 8h morgens gleichzeitig an und vergleiche mit den Lippenbekenntnissen aus Staatskanzleien.
Fahrradpolitik liegt mir fern. Nur wird man mit Sozialkürzungen im strukturerhaltenden Nahverkehr sicher nicht ein einziges politisches Ziel erreichen . im Gegenteil: es stiehlt die öfentliche Hand sich aus der Verantwortung, weil sie den einen Alternativen nimmt und den anderen gar keine mehr lässt.