Appleby

ap1Woher kam dieser Name noch? Aus einem anderen Medienzeitalter, als Serien gerade entwickelt und (sogenannte) Kultserien von staatlichen Sendern produziert wurden. Appleby, Sir Humphrey ist eine zentrale Figur in der britischen Politsatire Yes Minister, die immer noch zu empfehlen ist. Gewisse Dinge werden mit der Zeit vielleicht sogar besser, besonders , wenn die Realität sich müht, sie zu übertreffen.

Yes Minister kann immer noch als Systemanalyse in Zeiten des Brexits verstanden werden. Vorbehalte und Mechanismen der englischen Machtausübung haben sich wenig verändert, manche Übertreibungen wirken in Zeiten populistischer Parolen fast wieder als Untertreibungen. Soweit die rein insulare Perspektive.

ap6Aber Appleby –  Synonym für Scharfsinnigkeit und Realitätssinn – hat ein dunkles, internationales alter ego gefunden. Eine Kanzlei gleichen Namens, die mitten in der Affäre um die Panama Papers stand. Erinnern wir uns? Bevor Flüchtlinge, Geflohene und Geflüchtete begannen, das politische Tagesgeschäft (und im Gefolge das Nachrichtengeschäft) zu dominieren, hatte man da eine ganz große Ratte am Schwanz gepackt.

ap5Eine Ratte, die für die Souveränität der Rechtsstaaten eine weitaus größere Gefahr darstellt und deren Hilflosigkeit gegenüber dem organisiserten Kapitalverbrechen bloßstellte. Eine Ratte namens Steuerbetrug, Hinterziehung, Geldwäsche. Daß die leaks immer noch Informationen liefern, hat das Problem des massiven Steuerentzugs nicht reell gelöst, es folgten (medial) stille Verfahren, die lange andauern.

Vor lauter Nullen begreift man die Größe des Verbrechens nicht. Es ist unvermindert akut, umsomehr, als jetzt zu befürchten ist, daß ein Brexit (bei weiter freiem Kapitalverkehr) Britannien einen einzigen nennenswerten Wirtschaftsfaktor läßt: die Rolle des offshore-Über-Luxemburgs jenseits der EU Konstellation. Bei fehlenden Sanktionsmöglichkeiten.

ap4Ich unterdessen sammle weiter die Früchte der Erde ein: meine Äpfel des Sommers 2018 Vitaminreich, legal, steuerfrei. Appleby.

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2 Antworten zu Appleby

  1. monnemer schreibt:

    Sind die Appleby-Daten nicht als Paradise-Papers bekannt?
    Der Steuersünder nascht die verbotenen Früchte an den Bäumen der dem Königreich eigenen Steuerparadiese Jersey, Guernsey, Isle of Man etc.
    Sicher ein verharmlosendes Bild eines ernsten Problems.
    Und damit meine ich nicht den in den Dokumenten auftauchenden Namen des Vorturners von U2 und aufrechten Kämpfers gegen die Armut. Den kann ich nicht ernst nehmen.

    Prima Apfeljahr, das stimmt. Unterwegs etwas Frisches zu beißen und zu Hause Apfelkuchen und Apfelmus. Und alles, was man tun musste war sich zu bücken.

  2. crispsanders schreibt:

    Im Dunstkreis internationaler Kapitalverbrechen waren nicht allein vom Ruhm überwältigte Barden aufgetaucht. Als Einzelbeispiel ist der inzwischen „geclearte“ Uli H zu sehen, ein Musterbeispiel dafür, wie wenig die Öffentlichkeit (oder die öffentliche Meinung) das Ausmaß derartiger Verbrechen einzustufen weiß. Spätestens dann, wenn wieder von „schmerzhaften Einschnitten“ die Rede sein wird oder es an die eigene Rente geht wird man sich vage Erinnern, daß da Billionen Gemeinwohlforderungen ausfallen werden.

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