Sonst war es im Winter immer so: die Weihnachtsferien enden, die Schule beginnt und eine Woche später kreisen die Infekte, ob man will oder nicht. Meist harmloses Darmgrollen oder eine Erkältung mit hohem Verbrauch an Taschentüchern.
In diesem Jahr nichts dergleichen, seit dem Herbst schon. Kein Husten, keine Triefnasen, kein Desinfektionsspray gegen den Norovirus in allen Bädern. Dafür eine Menge Masken und Abstandsregeln und noch wirksamere Antiseptika. Die allgegenwärtige Pandemie.
Dazu ein echter Winter. Konstante Minusgrade, Niederschläge, Schnee über Wochen und scharfer Frost mit Streusalz. Hunderte Kilometer bis zur Erschöpfung und bei Minustemperaturen. Das Training lief gut für die kommende Saison. Sonst war es nach dem Ruhetag immer schon etwas kritisch, mehr Schlaf muß den Körper vor einer Niederlage gegen Infekte bewahren. In diesem Jahr nicht. Müde schon, nicht krank. Ja, man ist schon über ein halbes Jahrhundert dabei.
An einem Dienstag aber spürte ich auf einnmal kaum Lust auf die kleinen Intervalle, mit denen ich sonst den Morgen würze, vor allem in der Steigung hinter Niedererbach. Ich ließ die Steigung aus. Am Mittwoch ging es dann auch im Flachen nur mit einer gewissen Gequältheit im Entspannungsgang über die Felder. Ein Gefühl wie Gegenwind, aber ohne Gegenwind.
Der Donnerstag war ein wundervoller Tag, trocken, fast zweistellige Temperaturen und sonnig, schöner kann es rund um Isselbach nicht sein. Ich lasse den Anstieg zum Höchst mit Gang 1 angehen, was ok ist, Lunge nimmt Sauerstoff auf, aber die Beine tun fast weh, so, als hätte ich gestern die Muskulatur ungewöhnlich ermüdet –nicht wie ein Muskelkater, nur einfach ein müder blöder Schmerz. Eigenartig. Also in ganz zurückhaltendem Rhythmus mit Gang 2 den Berg hinauf – wohl drei Minuten länger gebraucht. Das ist eine Welt, das ist Stillstand…
Die Sonne ist fantastique, es ist Mitte Februar und ein erstes Gefühl von Frühling liegt in der Luft, die Haseln lassen ihre blassen gelben Blüten pulvernd in der Sonne baumeln. Und ich bin absolut nicht auf der Höhe des Wetters . Aber sonst alles in Ordnung, das Leben ist schön. Morgen besser eine Pause . . . .
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Zwei Tage später kehre ich aus Marburg zurück. 170 Kilometer, gutes Wetter – es hat lang gedauert. Ich bin müde, sehr müde ,ganz eigenartig erschöpft. Weder der Tee noch die Spaghetti wollen dem ausgepumpten Körper schmecken, fast mit Widerwillen nehme ich die Kalorien auf. Trotzdem finde ich lange keinen Schlaf – der Puls bleibt zu hoch, so um die 60, aber es ist noch etwas ,das mich hindert, irgendetwas geht nicht in den Leerlauf, irgendetwas ist in Alarmbereitschaft. Irgendwann schlafe ich ein und der morgen ist schön.
Am Montag bleibt meine Tochter im Bett – sie hat Kopfschmerzen und fühlt sich einfach schlapp. Bei mir geht es einigermaßen, aber der Dienstag wird schwer. Wie jeden Tag nehme ich viele Vitamine, Karotten, Paprika Bananen und sehr schön saure Mandarinen. Alles wie immer. Nur eben absolut keine Spritzigkeit. Dienstags eine Siesta, leichte Kopfschmerzen. Ich habe nie Kopfschmerzen, außer vor Jahren, bei einer immensen Stirnhöhlenentzündung. Diese hier sind nicht weiter schlimm, aber eben merkwürdig.
Mittwochs beim Aufstehen fühlt der erste Schritt sich gut an, ich habe den guten Geschmack im Mund, den, wenn ich mich gut erholt und frisch fühle . Und so ist es. Der Pedaltritt ist plötzlich so viel leichter – man glaubt kaum, im selben Gang gestern unterwegs zu sein. Donnerstag nehme ich den Höchst mit Vorsicht – aber die Kraft ist eindeutig zurück, das blaue Koga läuft, alles läuft.
Meine Vermutung hatte ich Montag, aber spätestens Dienstag, als die Kopfschmerzen kamen – das könnte Covid gewesen sein – vielleicht eine der Mutanten, von mir aus B 117, was weiß man. Eben: man weiß je eigentlich nichts, die Verläufe seien ja unterschiedlich, es gibt ein unendliches Geraune, die Mutanten sind unter uns. Das war halt mein Verlauf. Oder eben nicht. Mache ich einen Test? Einerseits :Wo? Andererseits : Wozu? Kinder gleich mittesten? Ganz ehrlich – was hätte man davon? Es waren in der Familie nicht einmal die Hälfte von Symptomen betroffen. Die Gewißheit, Covid überstanden zu haben? Ich hätte ja nicht einmal etwas von einer Impfung – wenn Sie mir denn angeboten würde. Mit einer Impfung kann keiner Geschäfte öffnen. Ein Test macht nur Ärger, vor allem, wenn alle sich völlig normal fühlen, völlig normal leben. Wenn dann nicht einmal eine Impfung Vorteile bringt – wozu dann die Mühe eines Tests, schließlich gibt’s den auch nur gegen Geld und Termin.
Wenn ich Corona hatte und es jetzt vorbei ist: umso besser für mich. Das wird jeder denken, der es hinter sich hat. Wenns etwas anderes war – dann freue ich mich über die Impfung, jederzeit gern . Aber es gibt nicht mal einen vagen Plan . Da ist nur Desinformation und Ärger für alle, die Corona mit sich tragen, so ein bisserl krank sind und dann auch noch laut „hier“ rufen. Niemand fragt Dich und ohne Nachweis glaubts Dir keiner . .
Ich schreibs einfach auf, damit man weiß, wie das im Februar war, als das große Schwimmen begann.
Du sollst den Test bezahlen? Kann ich gar nicht glauben, bei Symptomen übernimmt das selbst verständlich die Kasse.
Frage ist: wer würde es auf sich nehmen, bei so schwachen Symptomen allein den Aufwand eines Tests zu gehen – es sei denn er wäre verpflichtend? ich werde sicher einen test machen lassen: wenn ich das negative Ergebnis brauche. Das ist die Logik die sich aus unserer Situation entwickelt hat . . .