Drei Tage nach dem Feldberg Abenteuer wirkt es.
Die hundertmal zuhause durchrollten Steigungen gingen plötzlich müheloser, mit leichtem Atem, gleichmäßiger Tritt ohne Schmerz. Selbstvertrauen wächst mit. Jeder kann es so haben, ohne Vitaminkuren und Zusatzstoffe. Gutes Essen, genug Schlaf noch bis zum Start. Nun muß das Wetter halten. Nachsehen kann man ja: per Mausklick – Orte eingeben, Karte studieren, anders Orte eingeben, wieder studieren.
Der große Parcours durchläuft drei Regengebiete: Westerwald, Mittelrhein, Eifel. In einem riesigen Dreieck mit drei Hochpunkten : Feldberg (Taunus), Erbeskopf, hohe Acht – West, Ost, Nord. Alles möglich dazwischen. Mal naß werden geht in Ordnung. Innerlich aber klar machen: bei Regen starte ich nicht. Regen geht nur bei Wärme, Regen am Anfang ist schlimm, Regen nach 300 Kilometern nicht mehr.
Diese Tour also nur für Schauer planen. Richtige Regenfahrten brauchen Schutzblechräder, Das sind 3 Kilo mehr Material und 2x Vollbekleidung -schnell über 14kg, das ist schon eine andere Welt. Lieber unter 12 bleiben .
Hier mein blaues Rad. Stimmt alles soweit, jetzt die Ausstattung – was für 600 km mit muß. Zwei Nächte wird es brauchen. Nur die lange Apidura Hecktasche – wie ein Schutzblech hinten. Auffüllen. 2x Überschuhe, die wiegen nicht. 1x Socken in Wolle, falls es wirklich kalte Füße gibt. dazu eine Radmütze für den nassen Kopf, die Daunenjacke und der kleine Biwaksack, Polyester, innenbeschichtet , WÄfo silverstar , Dünn und leicht. Nachts kann es kalt werden.
Trotzdem kurze Hose: sie sitzt einfach besser, alles, was über die Knie geht stört irgendwann beim Fahren. Obenrum eher warm, aber nicht völlig dicht. Keine Softshell –Windbreaker Rüstung, sondern 3 lagig mit himmelblauem Dunova obendrauf, 20% Wolle. Also: Merino T-shirt, 1 zerlöcherter Kaschmir Rolli, blaues Dunova mit echtem XL: lange Ärmel, weit über die Nieren, Rückentaschen, in die richtig was reinpasst. 1985 in Deutschland produziert, Farbecht und einwandfrei gewebt.
Ich will nicht mit Details langweilen, nur für die , die es einmal versuchen möchten. Und für die Erinnerung, weil ich es sonst bald schon vergesse, was ich dabei hatte und wozu .
Gegen Wind und Regen zwei Sachen: eine Leuchtweste ohne Ärmel mit Reißverschluß gegen Wind auf Abfahrten und für Regen orangene Regenjacke mit Rückentaschen. Läßt sich schön leicht hinten auf die Hecktasche zurren. Hat sich alles einmal bewährt im Temperaturfenster von 10 bis 20 Grad.
Vorn die kleinere der Decathlon-Lenkertaschen. Besser, wenn nicht soviel am Lenker klappert und genug Platz für die Hände ist. Passt gerade neben die Klemmen von Licht und Navi. Es kommen Kleinigkeiten rein. Die gelbe Brevetkarte. Hipp-Babytücher, Sixtus Salbe, 1 Elektrolytepulver, ein par dünne Riegel und Gels, die wasserdichte Tasche mit den Ersatzbatterien. Ein Ersatzschlauch klemmt unter dem Sattel, die zwei drei Werkzeuge sind alle in der Filztasche am Mann.
Für alles andere trage ich diesen federleichten Quechua Rucksack, da ist das Mobiltelefon, die übrigen Kalorien, noch ein Schlauch und eine zweite Akkuleuchte. Den restlichen Platz (maximal 2l) brauche ich vor allem für unterwegs gekauftes Obst oder Sandwiches, wird darin nicht so böse gequetscht, Tomaten und Bananen reifen an einem halben Tag schön nach . . .
So rollt das Rad noch wie ein Rennrad auf seinen guten 25ern. Auch im Wiegetritt. Das Zugticket für die Fahrt nach Koblenz kaufen. Der erste Zug 6h45 – es ist ja Feiertag. Durch die Gegend bummeln, über dies und das nachdenken und aufs Wetter achten. Warme Tage – hoffentlich bleibts. Übernachtung nur draußen, Ausgangssperre ist vielleicht aufgehoben, aber Herbergen bleiben geschlossen.
Was plane ich? Die Strecke ist in drei Teile zerlegt für das kleine Navi. Bis an den Rhein, bis in die Eifel, der Rest bis ins Ziel, wieder an den Rhein. Drei Tage – in drei Tagen. Alles noch weit weg. Nur die ersten 200 Kilometer sind schon im Gedächtnis, da sind auch die schwierigsten Passagen. Danach wird es schön und unbekannt. Die Strecke auf mehreren Karteneinstellungen angesehen, keine gibt mir ein wirklich gutes Bild, nur eine vage Vorstellung. Die Bilder kommen mit der Fahrt und bleiben für immer. Es wird ein Puzzle und ich füge die Teile zusammen. So stelle ich es mir vor.