Von einer Gazelle zur nächsten

Für den ersten 200km Brevet am 18.3 wollte ich mir ein leichtes BrevetRad vorbereiten. Die A-Gazelle.

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Gazelle ist ein Massenhersteller , nun, eher gesagt, war ein Massenhersteller, denn von den Millionen Räder, die in Dieren hergestellt wurden,  blieb mehr oder weniger  nur der  Handelsname einer Vertriebsgesellschaft.

Von der Produktionsqualität und der gediegenen Lackierkunst zeugen heute noch tausende  Hollandräder, die grenznah bewegt werden. Man achte auf die goldenen Linierungen der Schutzbleche, ein Handwerk, das leider niemand mehr  braucht.

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Gazelle hatte auch eine Rennsportabteilung, etwa seit  dem Ende der 60er jahre, vielleicht entstanden im Zuge der Übernahme der Locomotief Fahrradwerke  – wie auch immer: Gazelle verschrieb sich seit dieser Zeit dem Rennsport als Sponsor und Ausrüster . Die Räder wurden von Fachleuten nach Wunsch und Auftrag handgelötet. Harm Ottenbros war der erste Profi, der der Firma den Ruhm eines Titels einbrachte und so nannte man das Werkzeug  „champion mondial“.

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Gazelle Champions gab es in einer Fülle von Farbkombinationen und mit vielen Ausstattungsmöglichkeiten.  Dieren nutzte die Skaleneffekte seiner Gießerei, Lackiererei und Bestellvolumen, um die Varianten günstig anbieten zu können.  Bis in die 1990er Jahre konnten Kunden auf Wunsch auch die einmal erworbenen Räder wieder neu lackieren lassen. Inclusive Decals kostete der Service so um die 100 Gulden.

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Ein solches Rad ist die weiß-rote Gazelle, die ich für die kürzeren Brevets  vorbereite. Es ist das Modell A Frame aus dem Jahr 1974/5 mit Schutzblechösen und hohen Durchläufen.  Der Lack sollte von 1985 stammen, wie Decals bezeugen. Ein praktisches, sehr komfortables Rad. Leicht sowieso, schön für eine landpartie.

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Die Schutzbleche habe ich nun dran und das Rad soll meine nächsten Brevets und Fahrten machen, sobald Regen droht.  Ich habe einen laufradsatz  mit 25mm Contireifen bestückt, dem Grandprix Classic mit einer leicht profilierten Lauffläche.  Ein sehr guter Reifen, vor allem im Nassen habe ich ein sicheres Gefühl. Es gingen vielleicht auch 28mm, aber dies hier ist weder Alu noch Renncarbon. 25 reichen für kleine und große Landstraßen, auch Schotter gelingt passabel.

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Die (langen)  Shimano 600er Bremsen dürften  fast das Alter des Rahmens haben. Allerdings verwende ich frische Bremsschuhe und wenn man die Teile eingestellt hat, arbeiten sie sehr zuverlässig und gut.  Es dauert nur ein wenig, bis mit einem  Schutzblech die Balance der Kontermutter gefunden ist. Dann ist alles prima und wirkt schön altmodisch.

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Da diese gazelle für 6fach Ritzel ausgelegt ist, habe ich eine solche Kassette bis 26 Z gewählt. Damit würde ich zwar kein Alpenbrevet bestreiten, aber für mittlere Berge und 24h-Touren reichts –  diese Rahmen sind nicht für „tote“ Lasten über 1 kg gedacht, die blaue Ortliebklemmtasche (oder eine kleine Apidura)  halte ich für das Maximum. Geeigneter wäre  vielleicht  eine lange Rahmentasche.

Die  werde ich aber in Gießen, wo der erste 200er der Saison stattfindet, nicht brauchen. An einem Samstag sind selbst in Nordhessen genug Verpflegungspunkte zu finden.  Ein solches Rad mit Minimalgepäck fährt sich leicht, angenehm und komfortabel.  Ich vermeide unbedingt das Wort Renngene und empfehle es zur Nachahmung. Fast freue ich mich schon auf den Regentest.

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