Köln Wahn. Wie einst Rudi Altig packen Kölner Radsportler ihre Räder an der Wahner Heide aus den Kofferräumen. Rund um den Flughafen liegt das bevorzugte Trainingsgelände der Triathleten. Im Minutentakt sausen sie an Wochenenden los.
An der Halle des SV Neptun Wahn treffen sich heute andere Radsportler. Es sind Kinder im Geiste von Sacré Rudi. Andere nennen es Eroica, Köln aber feiert seine Premiere mit klassischem Rennrad ohne große Folklore, bodenständig. Es reicht ein ausgelobtes Fäßchen Kölsch und die Teilnehmer kommen mit ihren stählernen Maschinen.
Sie haben Glück: das Wetterradar sagt einen kleinen Waffenstillstand der Herbststürme an, bald stehen an die 40 Räder zusammen nebst Fahrern. Kurzes bemustern des Geräts und letzter Austausch über die richtige Übersetzung für den Rundkurs.
Die einstimmenden Geräusche surrender Freiläufe und zischender Luftpumpen begleiten die Worte des speakers.
Roy der Randonneur schürt die Vorfreude auf einen Kurs ein der alles bietet: Sand, Schotter, Wasser, Holz und Hügel – ein letztes mal werfen wir einen Blick auf blinkende und makellose Räder. Gentlemen . .
. . . in die Pedale!
Wir beginnen mit einem Waldwegslalom, der die fahrerischen Qualitäten abruft. Sandiger Schlick wechselt mit rollendem Schotter – wohl dem, der robuste Reifen gewählt hat.
Nach kurzem durchzählen werden die Reifen wieder trockengerollt. Ein weiteres Rad in Altrosa fällt mir auf:
Es ist schon irre, was eine Simplex Schaltung hinkriegt. Eine Simplex aus Hartplastik! Der Parcours ist nun leichtgängiger, das peloton findet zusammen und wärmt sich fürs nächste Hindernis auf. Ein schmaler Holzsteg über einen reißenden Bach.
,.. nach der Waldpassage geht es wieder hinaus ins Freie und durch die Felder. Erste technische Defekte ziehen jetzt das Peloton auseinander. Man lächelt uns genußvoll zu,
die Karawane zieht weiter. unterdessen formieren sich Werksmannschaften, neben Peugeot, Mercier und Eddyz gibt es eine unauffällige Koga – Gruppe, die sich langsam nach vorn arbeitet..
Koga: eine Marke für große Fahrer.
Einige zierliche Italiener auf Schlauchreifen hat es erwischt. Die wartende Gruppe genießt die Sonne unter Fachgesprächen .
Alle freuen sich über die kommende Asphaltpassage, auf der man es laufen lassen kann
Bald aber zeichnen sich zackig die nächsten Höhenzüge ab. Nervös werden jetzt die Schaltwerke geprüft, Ketten rasseln unindexiert über die Ritzel.
Keine Sekunde zu früh, denn am Waldsaum links geht es in die erste Bergwertung. Hier zeigt sich bald, wer richtig aufgelegt hat. Die Anstiege im Bergischen sind nicht die längsten, doch stellenweise herb.
Oben lacht allen weider die Sonne und ich entdeckebeim blick auf ein Hinterrad erstaunliches:
Ein Romani mit maximal 18 Zähnen! Ich schlage in der Ritzeltabelle nach: das sind pro Umdrehung knapp 5Meter. Der Mann hat alle Anstiege bewältigt. Kenner wissen bescheid, das ist Tagesrekord.
Ohne Flüssigkeit gestartet, bediene ich mich an herabfallenden Äpfeln . Die Radparade setzt sich bald wieder in Bewegung; und ab,
unter drohendem Wolkenteppich. bald sollte es eine richtige Verpflegung geben. Noch wird gesucht. . . .und bald ist die Scheune gefunden. das Feuerchen wärmt, Waffeln, Bananen und Manner liegen bereit. Die Räder werden abgestellt, Smartphones aus der Tasche gezogen. Die Wetter App wird mit der Realität abgeglichen und siehe da: der Regen trifft ein. Kauend verkriechen sich die Teilnehmer in die Scheune und unter die Dachrinne.
Bald aber geht es mit dampfenden Sätteln wieder los
Unter den aufmerksamen Blicken des Publikums umfahren wir die Folgen des Schjauers.
Rollen ins Gegenlicht, aber kaum Zeit , die muskeln wieder warmzutreten vor der nächsten Prüfung: die CampingPaul Steigung wartet.
Dieser Mann aus Eisenach zieht seine stattliche Körpergröße auf einem Diamant Original hinauf. Das kleine Blatt hat Zeitgemäße 47 zähne. Rudi Altig siegt am Henninger Turm 1970 mit immerhin 44. Der Mann hier ist also stärker als Altig. Es sind noch einige Höhenmenter, vorbei an hübschen Fachwerkhöfen.
Das ist der Charme des Bergischen.
Auch hier finden sich die Teams bald wieder zusammen und mit Genugtuung vermerkt Team Koga ein gutes Mannschaftsergebnis. Die lustigen Überraschungen des parcours wollennicht enden. Einen Teilnehmer schob ich beinahe in den Misthaufen – verbremst! Sorry, doch es ging weiter. Dann der nächste schmale Steg, diesmal über die Agger.
Da hätte es fast die Braut erwischt. Trotz eines üppigen Angebots ist sie bei ihrem mann geblieben und überläßt das Peloton dem nächsten Anstieg. Auch hier eine Begegnung, die uns die Schmerzen vergessen macht
Wohlan Weidmann! Wir lassen die Ritzel krachen im sicheren Wissen um den Lohn der Abfahrt. Nur noch ein paar Wellen und dann zurück auf den Wahner Rundkurs.
So endet eine gelungene Premiere. Gleich folgt das erste, bald das zweite Faß, wir prosten den Veranstaltern zu, die sich soviel Mühe gegeben haben uns einen feinen Tag auf dem Rad zu servieren : la vie en rose.
Das Freundschaftsband werde ich behalten.
Schöner Bericht und tolle Fotos. Genau so war es.
Auch die Bilder von der Strecke sehen sehr einladent aus.
Ich sehe da zu den RTF Fahrten eine echte Alternative. Hesssiche Vereine berichten mir, wie umständlich es inzwischen ist , eine RTF genehmigt zu bekommen: und die Genehmigung kostet extra. Mit ortskundigen Guides wäre es kein Problem, auch in Ballungsräumen solche „Aller Wege“ Ritte zu gestalten. Da wären 100km auch eine völlig ausreichende Distanz und die Diskussion um Schnitt und Vmax erübrigte sich.
Top – super Bilder. Auch den einsamen Wanderer hast Du im Bild festgehalten.
Ich hab ja auch einiges geknipst war aber bei der Strecke auch sportlich gut gefordert.
Gruß
Andreas
Vielen Dank für die Blumen. Meine kleine Fuji dient mir seit 3 Jahren treu, ein sehr robustes Gerät das ich wie im Schlaf bedienen kann: das knipsen ist dann keine Kunst mehr.