Fremde Federn

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Grant Petersens wüster Schmäh

es ist immer wieder ein Genuß,  die Kommetare Grant Petersens, diesem Parzival in der Nische des schönen Rivendell zu lesen .Diesen ersten Teil hat er unlängst auf seinem „Blahg“ veröffentlicht, direkt bei seiner homepage rivbike.com. Grant peteresen hält nun wohl dreißig Jahre die Fahne eines klassischen Mehrzweckrasdes hoch. Er bietet Rahmen für  Touren, Stadt, Berge, Sport –  mit entsprechenden Komponenten an. Die Namen sind fantasievoll und kein Hersteller weltweit dürfte so viel Zeit und Liebe auf headbadges, Lackierungen und Ausstattung siner Modelle verwenden. hier meine frische Übersetzung seines Textes, der eine deutliche Position und klare Sicht auf die Zukunft des Rades und seiner Nutzer einnimmt.

Als in den 1970ern  zehn Gänge in den Staaten die Norm wurden, schienen sie ein Gottesgeschenk, denn endlich gab es große Gänge für schnelles Fahren und Kleine für Steigungen. Schalten war nicht schwierig, aber wie die meisten Dinge, die sich zu lernen lohnen, brauchte es dazu Übung: erst schneller oder etwas lockerer treten, um Spannung von der Kette zu nehmen, dann schalten, dann wieder feste in die Pedale hauen. Auch erfahrene Radfahrer sind ein Leben lang unterwegs gewesen, ohne die Bedeutung einer geringen Kettenspannung zu kennen, wie Einradfahrer, die sich um Physik keine Gedanken machen.

Die Hurets, Campas, zeus  und Shimano Schaltungen jener Tage schalteten gut, doch keine so gut wie eine SunTour. Das lag an Nobuo Ozaki, der 1964, als Amerikaner dachten „made in Japan“ bedeute schrottig und nicht einmal bekanntwar, ob Japaner Fahrräder hatten, ein Schaltwerk mit Schrägparallelogramm entwarf , das für das Schalten am Hinterrad ungefähr ist, was beim Bierbrauen die Gärung. Sein Patent hatte eine Gültigkeit von 20 Jahren und als es 1984 auslief, kopierte Shimano den Entwurf und führte die gerasterte, genauer: indexierte Schaltung ein. (ohne ein Schrägparallelogramm würde eine Indexierung nicht wirklich funktionieren).

Indexierte Schaltungen wurden als  Erlösung verkauft, doch die Friktionsschaltung mit einem Schrägparallelogramm war immer noch ein Segen. Sie ist ein noch größerer Segen, wenn man die  Kraft einer halben Pedalumdrehung opfert und die Kette auf den nächsten Gang gleiten lässt. Indexierung und die Technologie hinter den 50000 Dollar Rädern der Olympischen Spiele von 1984 machten im Vergleich mit  neuen technischen Lösungen die Beherrschung bestimmter Fertigkeiten zur Fortbewegung eines  Fahrrades immer bedeutungsloser. Die in Wettbewerbsräder eingeflossene Technologie konnte nur gerechtfertigt und amortisiert werden, indem sie dem mainstream verfügbar gemacht wurde. Heute hat die Technologie übernommen und das Rad ist immer weniger mechanisch, denn elektrischer und elektronischer, als man es je voraussehen konnte.

Die babyboomer werden alt und möchten leichter und schneller vorwärtskommen, und wenn Elektronik schon in allen anderen Bereichen dominiert, warum nicht bei Fahrrädern? Das Fahrrad von 2030 wird weder Können noch Muskeln erfordern, um mit 50 km/h zu fahren und wird als Gottesgeschenk gepriesen werden. Große Fahrradhersteller werden weiter Profis engagieren, um bei uns Übrigen die Nachfrage anzuregen. Die UCI der Olympische Radsport werden den elektrischen Weg gehen. Elektrische und elektronische Räder werden immer mehr Menschen Zugang zu den Tiefen der Wälder verschaffen und das wird positiv konnotierte Ableger ergeben wie den Öko-Tourismus nach Island, den Galpagos in die Mongolei und so weiter. Zurück in der Stadt werden motorisierte „Radfahrer“ weiterhin nicht neben Autos fahren wollen, sondern sich auf Mehrzweckwegen mit Fußgägnern, Rollerfahrern und anderen drängeln. Die Großhersteller stellen bereits die Fertigung gewisser Teile wie Umwerfer ein, Schaltwerke und Ketten werden folgen. Man wird uns erzählen, dies sei der Fortschritt.

Die meisten Fahrradläden heißen ihre elektrische Zukunft willkommen und vergessen dabei daß, wenn erst einmal alle Räder so sind, auch die herkömmlichen, mechanischen Reparaturleistungen  und Dienstleistungen (ja sogar Verkäufe! ) nicht mehr notewendig sind. Der einzige Service wird in regelmäßigen Software updates bestehen, ein wenig wie beim aktuellen tesla. Diese Entwicklung mag nicht aufzuhalten sein, aber wir werden diese Rolltreppe nach unten nicht benutzen.  . . .

G:P: März 2024

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